Funktionsprinzip des mechanischen Fernschreibers
Noch Anfang der Achtziger Jahre verwendeten Funkamateure mechanischen Fernschreiber, um mit deren Hilfe
Funkfernschreiben (RTTY) zu betreiben. Danach verschwanden
die laut klappernden Geräte fast vollständig aus den Shacks. Was früher komplizierte Mechanik und aufwendig
gebaute Konverter leisten mussten, übernehmen nun immer häufiger PC-Programme für die Soundkarte, die keinerle zusätzliche
Hardware mehr benötigen. Einzig geblieben ist der Baudot-Code, der nach wie vor noch zur Zeichenübertragung genutzt
wird. Als Rückblick seien deshalb die nachfolgenden Erläuterungen über den mechanischen Fernschreiber
zu verstehen.
Siemens-Fernschreiber (Blattschreiber)
Grundlagen:
Ein elektrischer Strom kann auf verschiedene Weise Wirkungen hervorrufen, die für
die menschlichen Sinnesorgane wahrnehmbar sind. Die wichtigsten sind die magnetischen
Wirkungen. Sie äußern sich als Kräfte und lassen sich in vorausberechenbarer Weise
beherrschen. Schickt man von einer Absendestelle über eine Leitung zu einer Empfangstelle
einen Stromstoß, so kann dieser von langer oder kurzer Dauer sein. Darauf beruht der
Morseapparat, bei dem die unterschiedlichen Stromstöße durch einen Elektromagneten und
beweglichen Anker mit Schreibstift auf einem vorbeigezogenen Papierstreifen kurze oder
lange Striche aufzeichnen. Die Kombination dieser Zeichen ergibt das auch heute noch
gültige internationale Morsealphabet. Die Telegraphiegeschwindigkeit mit Handtastung kann
kaum über 15 Wörter je Minute gesteigert werden.
Im Laufe der Entwicklung sind zahlreiche Verbesserungen gelungen, die in erster Linie
die Telegraphiegeschwindigkeit gesteigert, die Betriebssicherheit und die Leitungsausnutzung
vergrößert haben. Immer war aber für den reibungslosen Betrieb geschultes Personal
notwendig. Man versuchte deswegen schon früh, Klartext druckende Telegraphenapparate
zu bauen. Bereits 1856 trat der Engländer Hughes mit einem Drucktelegraphen and die
Öffentlichkeit. Später erfuhr der Apparat zahlreiche Verbesserungen und war bis in die
Neuzeit in Gebrauch. Das gleiche Ziel verfolgten der Baudot-Telegraph (1874) zugleich
mit Mehrfachausnutzung der Leitung, der Siemens Schnelltelegraph (1912) u.a..
Fernschreiber:
Die Entwicklung drängte aber nach einem Gerät, das möglichst der Schreibmaschine
angeglichen war und von Laien bedient werden konnte. Daraus ist der heutige Fernschreiber
entstanden. Seine Arbeitsweise sei kurz gekennzeichnet: Das Niederdrücken einer Taste
übersetzt den zu telegraphierenden Buchstaben (Satzzeichen u.s.w.) in Stromkennzeichen,
die, beim Empfänger angekommen, mit örtlicher elektrischer Energie ein Druckwerk
steuern. Für die Stromkennzeichen ist aber ein anderes als das Morse-Alphabet nötig,
ein Fünfschritt-Alphabet.
Der Baudot-Code, ein Fünfschritt-Alphabet
Jeder Buchstabe wird in fünf gleichlange, kürzeste Schritte zerlegt, die aus STROM und
STROMLOS oder aus STROM IN EINER und STROM IN GEGENRICHTUNG bestehen können. Vor diese
fünf Schritte kommt der Anlaufschritt, nach ihnen der Sperrschritt. Jeder Buchstabe
erfordert also 7 Schritte. Damit sind 32 Buchstaben und Zeichen möglich. Durch Umschaltung
wie bei der Schreibmaschine erhält man 64 Zeichen. Ein Unterschied zwischen kleinen und
großen Buchstaben wird nicht gemacht.
Für die Umsetzung der nach dem Fünferalphabet ankommenden Schritte in Druckschrift sind
elektrische und mechanische Verfahren entstanden. Hier sei das in den Grundzügen
verhältnismäßig leicht zu verstehende mechanische Verfahren kurz geschildert.
Grundsätzliche Darstellung des Springschreiberverfahrens
Beim Anschlagen einer Taste werden 5 parallele Schienen längsverschoben, zueinander
in eine für den betreffenden Buchstaben eindeutige Stellung gebracht und damit
entsprechende Kontakte so gestellt, daß 5 gleichzeitig in Bewegung gesetzte Nockenscheiben
das für den Buchstaben typische Fünfschrittsignal sowie den Anlauf- und Sperrschritt in
die Leitung senden.
Beim Empfänger steuern die ankommenden Stromstöße über Eletromagneten
und 5 Nockenscheiben, die
für jeden Buchstaben durch den Anlaufschritt in Bewegung gesetzt werden, die Stellung
von wiederum 5 gleichartigen Schienen so, daß sie das Abbild der Stellung der Schienen
beim Sender sind. Sier erlauben in dieser Stellung nur dem gewünschten Typenhebel den
Antrieb durch einen Eletromotor zum Abdruck eines Buchstabens auf Papierblatt oder -streifen.
Der Sperrschritt löst den Druckmechanismus aus und bereitet gleichzeitig den
Empfänger für den nächsten Buchstaben vor.
In einer Sekunde können bis zu 7 Buchstaben (Lochstreiftentastung) übertragen werden;
die Handtastung erlaubt nicht mehr als 4 Buchstaben. Der telegraphierte Text wird
von der senderseitigen Maschine zur Kontrolle mitgeschrieben. Beim Ankommen eines
Anrufes setzt sich die Fernschreibmaschine selbsttätig in Betrieb und sendet ihr
Kennzeichen zur Bestätigung des richtigen Anrufes zurück. Nach Schreibschluß setzt
sie sich selbst still. Die Bedienung ist genügend einfach; sie unterscheidet sich kaum
von dem Schreiben mit einer gewöhnlichen Schreibmaschine.
(Quelle: Bertelsmann Bildungsbuch 1956, Seite 1312 - 1314)
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auf Kurzwelle.